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Horrorverkehr in Südindien

  • 03. Feb - 26. Feb: Goa - Chennai
  • 03.-07.02.06 Agonda
  • 08. Feb: Agonda - Cotigao 17,6 km
  • 09. Feb: Cotigao
  • 10. Feb: Cotigao - Gokarna 86,8 km
  • 11. Feb: Gokarna - Gangoli 131,1 km
  • 12. Feb: Gangoli - Mangalore 118,6 km
  • 13. Feb: Mangalore - Sulya 84,8 km
  • 14. Feb: Sulya - Virarajendrapet 84,2 km
  • 15. Feb: Virarajendrapet - Kutta 73,5 km
  • 16. Feb: Kutta - Mysore 122,8 km
  • 17.-19. Feb: Mysore
  • 20. Feb: Mysore - Ramanagaram 98,0 km
  • 21. Feb: Ramanagaram - Hosar 94,3 km
  • 22. Feb: Hosar - Viniyambadi 102,3 km
  • 23. Feb: Viniyambadi - Kanchipuram 134,1 km
  • 24. Feb: Kanchipuram - Chennai 71,5 km
  • ab 25. Feb: Chennai
Karnataka, Indien: Der Stadtpalast in Mysore	Karnataka, Indien: Traditionelle Ornamente
Karnataka, Indien: Der Stadtpalast in Mysore Karnataka, Indien: Traditionelle Ornamente
Karnataka, Indien: Wir treffen die Australier Kelly und David	Karnataka, Indien: Vogelreservat bei Mysore
Karnataka, Indien: Wir treffen die Australier Kelly und David Karnataka, Indien: Vogelreservat bei Mysore

Indien - Horrorverkehr

Tick-tick-tick macht unser Visa für Indien, und so reissen wir uns nach neun Tagen vom beschaulichen Agonda los, das uns mit Sonne, Strand und Meer ausgiebig verwöhnt hatte. Also auf ein neues, Tasche packen, sich von neu gewonnenen Freunden verabschieden, sich innerlich für den indischen Verkehr wappnen und rauf aufs Rad. Wir müssen uns erst wieder ans frühe Aufstehen gewöhnen und fahren den ersten Tag natürlich viel zu spät erst gegen zehn Uhr los: Die Sonne brennt, das Haar klebt, (und) ohne Kraft. Nach nur 17 Kilometern über einige Hügel rauf und runter sind wir geschafft und bleiben lange im Schatten des Schildes zum "Cotigao Nationalpark" sitzen, das recht unscheinbar wirkt und zudem mit vielen Schlangen wirbt. Gehen wir rein oder fahren wir noch ein paar Kilometer auf unserer Tretmühle?

Die Neugierde in uns siegt und uns erwartet ein Empfangshäuschen mit kleinem Naturkundemuseum, eine kleine Kantine, und neben einer schattigen Wiese steht auch ein kleiner Bungalow, der sich harmonisch in den angrenzenden Wald einfügt. Intuitiv entschliessen wir uns, hier zu bleiben, und verbringen den Rest des Tages mit kleinen Reparaturen am Rad und schmökern in Vogelbüchern rum. Abends, als die Affenhorde über uns durch die Blätter turnt, kommen wir mit dem jungen Wildhüter Peresh ins Gespräch, der sich als passionierter Naturschützer erweist. So lernen wir, dass die Affen bei den Menschen Schutz suchen, da ihr Anführer mit dem gebrochenen Schwanz vor kurzem von Leoparden gefressen wurde. Eigentlich könnte man meinen, dass Affen flink genug sind um Leoparden zu entkommen, allerdings haben sie den grossen Nachteil, dass sie im Dunkeln sehr schlecht sehen können und dass sie allein der Geruch von Leoparden in Panik versetzt. Leoparden jagen deshalb zu zweit: Einer klettert auf den Baum, auf dem die Affen sitzen, und der andere sammelt dann einfach die Affen auf, die in Panik auf einen anderen Baum springen wollen und daneben hopsen. Na dann: Guten Appetit!

Den Tag darauf fahren wir in den frühen Morgenstunden mit unserem Radel zum Beobachtungsturm und müssen lange warten, bis wir Tiere sehen - und vor allen Dingen ganz leise sein - was für zwei Tollpatsche wie uns gar nicht so leicht ist ;-) Endlich, nach anderthalb Stunden zeigen sich die ersten Tiere: Ist das dort nicht ein buschiger roter Schwanz? Und da, das ist doch ein Nashornvogel! Diese riesigen Vögel können bis zu 1,65 m gross werden und sind leider vom Aussterben bedroht, weil sie von Menschen für viel Geld an Zoos verkauft werden. Und was trampelt dort hinten so laut im Gebüsch rum? Ein Hirsch? Leider nein, es ist, verflixt nochmal, ein indischer Touristenführer der lautstark der Touristin neben sich von all den wunderbaren Tieren erzählt, als wäre sie schwerhörig und damit all die wunderbaren Tiere natürlich verscheucht hat, denen wir so lange auf der Lauer lagen. Die Touristin fotografiert Büsche, und wir legen uns wieder auf die Lauer sobald sie weg ist, bis die nächsten Touris kommen...

Abends unterhalten wir uns noch lange mit dem Wildhüter, als er plötzlich einen Anruf vom Nachbargrundstück erhält. Ein Leopard hat dort angeblich die Katze und den Hund des Besitzers gefressen, und Peresh fragt uns spontan, ob wir Lust haben, den Leoparden aufzuspüren. Und wie wir Lust haben! Und so kommt es, das wir sprichwörtlich Peresh im Dunkeln hinterher tappen, der Spuren und Wege des Leoparden sieht, an denen wir gnadenlos vorbeigelaufen wären. Naja, den Kot können wir noch als solchen identifizieren, aber dass der nun von einem Leoparden stammt? Der sichtlich aufgewühlte Besitzer lädt uns noch zu einem Wasser ein, und dann machen wir noch einen Nachtspaziergang gemeinsam durch den Park. Peresh bringt es auf den Punkt: "Im Dschungel beobachten einen mehr Augen, als man denkt." Wie bei unserer Homepage ;-)

Karnataka, Indien: Birgit Björn Mats und Oleg	Karnataka, Indien: Vogelreservat bei Mysore
Karnataka, Indien: Birgit Björn Mats und Oleg Karnataka, Indien: Vogelreservat bei Mysore
Karnataka, Indien: Baugerüst an Tempel	Karnataka, Indien: Frauen am Fischmarkt
Karnataka, Indien: Baugerüst an Tempel Karnataka, Indien: Frauen am Fischmarkt

Die heilige Kuh ist tot

Wir fahren nach Süden weiter und überqueren die Grenze von den indischen Bundesstaaten Goa und Karnataka. Auf einer wunderschönen Küstenstrasse mit nicht allzuviel Verkehr geniessen wir mal wieder das Radeln an sich. Doch was ist das? Ein LKW, der auf der Strasse steht, eine Menschenmasse, und eine Kuh, die am Strassenrand liegt. Die Kuh muss wohl vom LKW über den Haufen gefahren worden sein, und Sie macht keinen guten Eindruck mehr - mit Ausnahme des Eindrucks, den der LKW hinterlassen hat. Man könnte Indien glatt als tierfreundliches Land bezeichnen, wenn sich die Inder um alle Tiere so gut kümmern würden wie um die Kühe. Aber auf das Überfahren von Hunden steht eben keine Gefängnisstrafe, und daher sehen wir leider alle wenige Kilometer die sterblichen Überreste der Vierbeiner liegen, die hier wohl leider nicht als der beste Freund des Menschen gelten.

Wir sehen einige Inder, die sich am Strassenrand waschen, als auf einmal ein weisser Mann aus der Menge uns zuruft, wir sollen doch mal rüber kommen. Aber da sind wir schon fast vorbei gefahren, und wir fahren weiter, da wir noch einige Kilometer vor uns haben. Gegen Mittag schauen wir uns den Tempel und die riesige Shivastatue am Strand von Murudeshwar an, als auf einmal wieder der weisse Mann vom Vormittag neben uns steht: Es ist Claude aus Frankreich, der uns schon am Vormittag zugerufen hat, und der ebenfalls per Fahrrad durch Indien fährt, um mal wieder ein bischen Abwechslung von seinem französischen Alltag als Immobilienmakler zu haben. Wir essen nett zusammen zu Mittag, aber dann trennen sich unsere Wege auch schon wieder.

Aber wie sehr freuen wir uns Abends, als wir nach weiteren 55 km in Gangoli ankommen: Wir treffen unsere Freunde Kelly und David wieder, die wir schon in Agonda getroffen hatten, und die ebenfalls per Rad in Indien unterwegs sind. Wir verbringen einen netten Abend und den nächsten halben Radeltag gemeinsam, und sie erzählen uns viele spannende Geschichten. Ein Freund von Ihnen sei ein wenig verrückt, und er wolle versuchen, Australien in Rekordzeit zu umrunden, und die 14.400 Kilometer in etwas mehr als 50 Tagen zurückzulegen. Na dann - Gute Fahrt, so schnell sind wir beiden dann doch nicht. Während Kelly und David in einem kleinen Städtchen am Meer hängen bleiben, quälen wir uns weiter durch die Großstadt Mangalore. Mandy hält uns die anderen Fahrzeuge mit einer Plastikflasche und manchmal eben auch mit einem geschickt eingesetzten "Brüller" vom Leib.

Tagebucheintrag Benny: Mittwoch, 14.02.,
Sulya - Virarajendraper, 84,2 km, 6h33 min, Schnitt 12,8!
Es geht immer weiter hoch: Erst 800, dann 900, zuletzt 1000 Meter - solche "Höhen" hatten wir schon seit dem Iran nicht mehr, und eine holperige Piste führt uns durch Palmen- und Laubwald sowie vorbei an unzähligen Kaffeeplantagen. Wir quälen uns langsam Meter um Meter bergauf, und da wir mittlerweile sehr stark beladen sind, müssen wir uns noch zusätzlich anstrengen. Erst Mittags, nach 51 Kilometern und einem Schnitt von 11,4 km/h haben wir Madikeri erreicht, wo wir uns über unsere Mittagspause freuen. Bei einem kurzen Besuch in einem Internetcafe lernen wir eine Familie aus Norddeutschland kennen, die uns erzählen, dass Sie damals mit einem Segelboot über den Pazifik gesegelt sind, ohne vorher jegliche Segelerfahrung gehabt zu haben.

Doch Madikeri ist für uns nur Zwischenstopp, und wir freuen uns endlich über die verdiente Abfahrt. In Virarajendrapet wollen wir die Nacht verbringen, und wir werden dabei wie magisch von einer grossen Kirche angezogen. Wir lernen Pater Gilbert kennen, der uns anbietet, die Nacht im Gästezimmer zu verbrigen, was wir sehr gerne annehmen! Und das "simple" Abendessen, wie er sagt, zu dem er uns einlädt, ist für uns wie ein Festmahl. Ausserdem erzählt er uns noch einiges über die Christen in Indien: In Indien, so sagt er, würden sich alle Religionen gegenseitig tolerieren. Also scheinen Sie es um einiges besser zu haben als jene Christen, die wir in Pakistan getroffen haben, aber auch in Indien heiraten die Menschen fast ausschliesslich Partner der gleichen Religion.

Karnataka, Indien: Baustellenleben	Karnataka, Indien: Stadtpalast in Mysore
Karnataka, Indien: Baustellenleben Karnataka, Indien: Stadtpalast in Mysore
Karnataka, Indien: Prasad heiliges Essen in Tempel	Karnataka, Indien: Frauen verkaufen Blumen an der Strasse
Karnataka, Indien: Prasad heiliges Essen in Tempel Karnataka, Indien: Frauen verkaufen Blumen an der Strasse

Wenn der Traum vom Tiger zum Albtraum wird...

Anderntags erreichen wir endlich den Nagarhole Nationalpark. Aber der Traum vom Tiger wird für uns zum Albtraum: Der Pförtner will uns mit unserem Fahrrad nicht reinlassen, da die Strasse für Zweiräder gesperrt ist! Abgesehen davon, dass wir nicht in den Nationalpark fahren können, ist uns nun auch der weitere Weg abgeschnitten, da die Verbindungsstrasse in Richtung Mysore, wohin wir weiterfahren wollen, genau durch diesen Park geht! So ein Mist! Der Pförtner spricht kein Englisch, und er will uns auch nicht mit jemandem über sein Funkgerät sprechen lassen, mit dem wir auf Englisch sprechen könnten. Wir sind sauer und wütend, aber es hilft alles nichts.

Gottseidank gibt es aber eine Lösung, und wir fahren die 8 Kilometer zurück zu der Kreuzung von der wir kamen, und biegen dort ab in Richtung Kerala, dem Südwestlichsten indischen Bundesstaat, der nur wenige Kilometer entfernt ist. Denn direkt hinter der Grenze befindet sich ein anderer Nationalpark: Der Waynand Nationalpark. Wir kommen genau 5 Minuten bevor die letzte Führung beginnt an. Dort machen wir eine Geländewagensafari, und wir finden schade, dass wir nicht wie im Cotigao Park die Tiere in aller Ruhe beobachten können, sondern in einem lauten Geländewagen durch den Park donnern. Wir sehen zwar keinen Tiger, was wohl auch recht selten sein soll. Aber die riesigen Bisons zu sehen, die mit Ihrer Höhe von bis zu zwei Metern imposant neben dem Geländewagen stehen, ist ein schönes Erlebnis, das uns den Tag noch versüsst.

Als wir dann Abends in einem privaten Zimmer gegenüber vom Parkeingang unterkommen wollen, wird uns zunächst, an lokalen Maßstäben gemessen, ein unverschämt erscheinender Preis von 1500 Rupien genannt - ohne Bad, für ein kleines Zimmer, versteht sich. (am Vortag hatten wir ein sauberes Zimmer mit Bad für 130 Rupien bekommen). Sie gehen zwar noch auf 500 Rupien runter, aber wir fühlen uns hier nicht wohl, und fahren lieber noch die 6 Kilometer durch die Nacht zum nächsten Dorf zurück, wo wir schliesslich auch ein grosses Zimmer für 150 Rupien finden und angenehm zur Ruhe kommen können, bis wir am nächsten Tag dann einfach die ca. 30 Kilometer über die kleine Strasse über die wir hergekommen waren zurückfahren, um endlich in Richtung Mysore abbiegen zu können, da wir ja nicht durch den Nationalpark fahren durften. Aber die Strasse führt am Nationalpark vorbei und lässt sich wunderbar fahren: Wenig Verkehr und viele Bäume, die Schatten spenden, sorgen für einen angenehmen Radelvormittag. Auf einmal raschelt es im Busch, und wir halten an. Was ist das? 2 Tiere der Gattung "Elephas maximus", zu deutsch, indischer Elephant, stehen neben der Strasse im Busch: Ein Jungtier und ein ausgewachsenes Exemplar. Auch wenn wir schon oft zahme Elephanten gesehen haben, so ist dieses Erlebnis doch eines der eindrucksvollsten Naturerlebnisse unseres Lebens.

Karnataka, Indien: Wir essen die leckeren Dosa Reispfannkuchen und Chapatis	Karnataka, Indien: Kaffeebauern verkaufen die Ernte an Händler
Karnataka, Indien: Wir essen die leckeren Dosa Reispfannkuchen und Chapatis Karnataka, Indien: Kaffeebauern verkaufen die Ernte an Händler
Karnataka, Indien: Tiger Spurensuche in Wildpark	Karnataka, Indien: Die Radler Jayson und Scharya
Karnataka, Indien: Tiger Spurensuche in Wildpark Karnataka, Indien: Die Radler Jayson und Scharya

Wiedersehen macht Freude!

Tagebuchbucheintrag Mandy:
In Mysore treffen wir das erste Mal auf unserer Reise endlich Gleichgesinnte der Yogarichtung Sahaj Marg, der wir vor der Abreise leider nur unregelmässig gefolgt sind. Es fühlt sich an wie "Nachhause kommen", wir treffen auf liebe Menschen wie Subhash und Madhusudan, die uns herzlich bei sich aufnehmen und bei denen wir sprichwörtlich neue Energie tanken.

Wie es der Zufall so will, treffen wir am zweiten Abend unsere Bekannten aus Madikeri, Björn und Birgit mit ihren beiden Söhnen Matsi und Oleg vor dem Maharadschapalast wieder, die völlig geschafft sind. Kein Wunder, so ist hier doch ganz schön viel los. Touristenbusse werden hier en Masse ausgekippt, Flötenspieler tröten uns ins Ohr, Händler fuchteln uns mit Armreifen und Fusskettchen wild vor der Nase rum und indische männliche Teenager springen mit Begeisterung im Akkord auf den Rücken eines armen Kutschpferdes, um sich darauf in der Manier eines schnauzbärtigen Bollywoodstars für ein Foto in Pose zu werfen. Um der Krone noch eins aufzusetzen, wollen scheinbar alle Inder den kleinen blonden Jungen ins Haar greifen oder zumindest mal in die Backe kneifen. So bleibt es an diesem Abend nur bei einem kurzen Schwatz und wir verabreden uns stattdessen in den nächsten beiden Tagen zum Beispiel fü einen Ausflug in ein wunderschönes Vogelschutzgebiet. Auch die beiden haben viel zu erzählen, so sind sie doch 6 Jahre in Folge mit einem Segelboot auf den Weltmeeren rumgeschippert Willkommen im Paradies!.

Finanziert haben sie ihre Reisen durch ihr Stelzentheaterund Björn's Auftritte als proffessioneller Jongleur und Magier. Deutschland ist ihr Zuhause, doch immer wieder brauchen sie auch eine Weile Urlaub davon, meint Birgit. "In Deutschland wird dir immer nur gesagt: DU MUSST UND DU KANNST NICHT! Wenn wir hingegen reisen, dann erfahren wir immer wieder, dass wir alles machen können, was wir wollen, und gar nichts MÜSSEN." Dieser Satz drückt genau das aus, was auch wir vor der Abreise oft gehört haben und wir auch manchmal noch im Gästebuch wiederfinden- jeder setzt sich seine eigenen Grenzen und es liegt an jedem selbst, diese zu erweitern oder es dabei zu belassen. Es gibt soviel zu erzählen zwischen uns, und wie immer, wenn es am allerschönsten ist, müssen wir Abschied nehmen von wunderbaren Menschen, die wir hoffentlich eines Tages wiedersehen werden.

Karnataka, Indien: Auf der leeren Autobahn	Karnataka, Indien: Zu Gast bei Subhash und Madhusudan
Karnataka, Indien: Auf der leeren Autobahn Karnataka, Indien: Zu Gast bei Subhash und Madhusudan
Karnataka, Indien: Verschnaufpause unter altem Baum	Karnataka, Indien: Ein kleiner Anstieg
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Schlimmer geht nimmer

(Tagebucheintrag Mandy)
Wir lassen Mysore hinter uns und steuern unablässig auf die Millionenstadt Bangalore zu, die sich leider auf unserer Route nur schwer umgehen lässt. Wie überall im Bundesstaat Karnataka gesellt sich hier oft ein Spirituosengschäft neben das nächste, so dass schlangenlinienfahrende Lkw's keine Seltenheit sind. Wir werden ständig geschnitten, von beiden Seiten überholt und manche Fahrer biegen urplötzlich mal eben links ab, ohne uns eines Schulterblicks zu würdigen. Dazu kommt, dass es nur zwei Spuren für diesen Höllenverkehr gibt und der Seitenstreifen diesen Namen nicht verdient. Das erste Mal auf der Reise habe ich Panik, ich halte es nicht länger aus, und jetzt verstehe ich die Redewendung "vor Angst tausend Tode sterben". Benny ist entspannter, vielleicht weil er hinten auf dem Tandem lenken und bremsen kann, aber wohl fühlt er sich auch nicht. Ich bin kurz davor das Tandem auf ein Auto zu laden, um bloss nicht mehr fahren zu müssen...

...als endlich unsere Rettung auftaucht: Eine niegelnagelneue Ringstrasse um Bangalore, dreispurig auf jeder Seite, mit asphaltiertem Seitenstreifen, mit nur wenig Verkehr! Und dann... das gibt es doch nicht, denken wir beide, sehen wir auf dieser etwa 15km langen Ringstrasse mindestens 25 Polizisten, die...Picknick machen, uns freundlich zuwinken oder mit ihrem brandneuen Geländewagen mit dem schönen Namen "Express Highway Patrol" spazieren fahren und natürlich Zeit für ein Foto mit uns haben! Häh??? Bin ich im falschen Film? In den 20 Kilometern davor haben wir nicht einen einzigen Polizisten zu Gesicht bekommen und nun sowas! Danach quälen wir uns nur noch einen Tag mit dem Verkehr in Karnataka herum, und sobald wir den Bundesstaat Tamil Nadu erreichen, nimmt mit einem Schlag der Verkehr ab, die Strassen sind besser ausgebaut und wir sehen sogar Polizisten, die manche Busse und Lkw's aus dem Verkehr ziehen. So erreichen wir relativ entspannt Chennai, wo wir für eine Woche in einem Ashram der Yogarichtung Sahaj Marg meditieren werden und hoffen, unseren viel reisenden Meister zu treffen.

Danach hoffen wir, noch mehr innere Ausgeglichenheit und Ruhe zu haben, um uns wieder dem indischen Strassenverkehr auszusetzen. Mit voller Kraft wollen wir zügig nach Kalkutta und Nepal radeln, da unsere indischen Visa am 6. April ablaufen, Sie nicht verlängerbar sind, und wir noch ¨ber 2000 Kilometer vor uns haben.

Karnataka, Indien: Was seid ihr denn für Vögel	Karnataka, Indien: Bananenexpress
Karnataka, Indien: Was seid ihr denn für Vögel Karnataka, Indien: Bananenexpress
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