Nepal - zu Gast bei Mountainbikerin
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Nepal: Frau Tamrakar hat Mandy neue Kleider gestrickt | Nepal: Statue an buddhistischem Tempel |
Nepal: Friedensstupa in Pokhara Im Hintergrund ist der Achttausender Annapurna | Nepal: Ein Gewinde an unserem Hinterrad wird verstärkt |
Wir waren ganz schön fertig
Mal ehrlich: So sehr "geschafft" wie bei der Ankunft in Kathmandu waren wir selten. Warum? Wir waren einfach fertig vom vielen Radfahren, vom Dreck, von der Hitze. Wir hatten unsere innere Ruhe nicht mehr, die in Indien beim Umgang mit den gaffenden Menschenmassen doch so wichtig gewesen wäre. Und obendrein haben wir das auch noch selbst verbockt. Denn wir waren zu weit nach Südindien runter gefahren, ohne dass uns unser Visum genügend Spielraum für die Rückreise in Richtung Norden gegeben hätte. Um so glücklicher sind wir deswegen, endlich in Kathmandu angekommen zu sein. Aber auch hier geht es erst mal mit uns nicht richtig bergauf. Durchfall plagt uns, wie wir es selten erlebt haben, und wir fühlen uns weiterhin schlapp. Wenigstens haben wir hier keine anstrengenden Dinge zu erledigen. Abgesehen natürlich von der geistigen Anstrengung, wenn es darum geht, sich mit Behörden rumzuschlagen. Aber selbst das geht hier besser als erwartet, und wir bekommen ziemlich problemlos ein Visum für Pakistan und Indien.
Nepal, was ist das eigentlich?
Aber bevor wir von Pakistan und Indien sprechen: Aktuell sind wir mitten in Nepal, Land 11 unserer Reise. Viel wussten wir ja vor unserer Ankunft ehrlich gesagt nicht. Ausser vielleicht, dass Nepal ein traditionsreiches Königreich am Rand des Himalaya ist. Und dass einige der höchsten Gipfel der Erde in Nepal liegen. Auch von einigen Problemen mit den Maoisten hatten wir gehört. Aber wie würden die Menschen auf uns reagieren? Bei Familie Tamrakar, bei der wir ja wie berichtet von Nirjala, der Mountainbikerin, eingeladen wurden, ist es jedenfalls weiterhin wunderbar. Trotzdem wollen wir nach einer Woche wieder ausziehen, um Ihre Gastfreundschaft nicht zu sehr zu strapazieren. Doch Nirjala und ihr Bruder Nipun überreden uns, noch eine Weile zu bleiben. und so sind wir noch eine zweite Woche dort - so lange wie bei keiner anderen Familie bisher. Und wir haben eine schöne Zeit, lernen viel über nepalesische Traditionen. Auch Nepal wirkt recht patriarchalisch dominiert. Zumindest dürfen beim Essen zuerst der Vater und dann der Sohn essen, während Mutter und Tochter zuletzt etwas abbekommen. Naschen, bevor das Essen fertig ist, ist in Nepal auch ein Tabu. Und natürlich verstossen wir dagegen, als wir Spaghetti mit Tomaten-Gemüsesosse für unsere Gastgeber machen. Aber Familie Tamrakar ist ja eine moderne, offene Familie, und so lachen wir alle zusammen darüber.
Nepal: Kurze Verschnaufpause mit einheimischen Frauen | Nepal: Der See in Pokhara |
Nepal: Tempel in der Königsstadt Pathan | Nepal: Blumenverkäufer in Kathmandu |
Radlerprobleme
Wie berichtet haben wir uns entschieden zurück über Indien und Pakistan nach China zu radeln. Aber die zu erwartende riesige Hitze lässt keine Vorfreude bei uns aufkommen, eher im Gegenteil. Dazu kommt, dass es schon im Winter teilweise angstrengend war, im indischen Strassenverkehr unterwegs zu sein. Und zumindest im Süden von Pakistan wird es auch nicht anders sein. Aber nach einigen Tagen wissen wir doch, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, gar nicht erst zu versuchen, direkt ein Visum für Tibet zu bekommen. Von Nepal aus per Rad ist es nämlich praktisch fast unmöglich. Selbst unsere anderen (Radfahrer-) Freunde Eric und Christine (Link) sowie Claude und Nathalie (Link2) haben keine Genehmigung bekommen, um per Rad von Kathmandu nach Tibet zu fahren, und dass, obwohl Sie einen persöhnlichen Kontakt zum chinesischen Botschafter sowie ein Einladungsschreiben aus China hatten. Obwohl es natürlich Schade für Sie ist, so haben Sie sich mittlerweile andere Lösungen gesucht, wie Sie weiterreisen wollen.
Manchmal werden wir auch danach gefragt, wie wir denn immer so viele Leute kennen lernen. Und das ist eigentlich auch ganz leicht. Man trifft sich zufällig irgendwo, vielleicht in einem Internetcafe oder in einem Restaurant, man fängt an zu schwatzen, und wenn die Wellenlänge stimmt, dann geht der Rest von selbst. Wie zum Beispiel bei Yann und Jasmine, die aus der Schweiz kommen. Beide sind für ein Jahr auf Weltreise, und Sie waren bereits in Südamerika und sogar in der Antarktis! Im Anschluss wollen Sie noch nach China, Südostasien und Australien weiter. Sie zeigen uns auf ihrem Laptop viele Fotos vom Taj Mahal, und machen uns neugierig, vielleicht doch noch einen kurzen Abstecher nach Agra zu machen, wo das riesige Grabmahl steht. Auch Charlotte und Ronny aus Süddeutschland laufen uns in Kathmandu über den Weg. Wir hatten schon über das Internet Kontakt. Die beiden sind auf Ihrer Überlandreise von Deutschland bis nach Indien gekommen. Den besonderen Schwerpunkt setzen Sie auf den Besuch und die Mitarbeit in Sozial- und Umweltprojekten.
Es ist nicht alles Sonnenschein...
Nein, bei weitem sind nicht alle Dinge angenehm, die wir zu erledigen haben. Zum Beispiel kostet es viel Zeit und Energie, einen geeigneten Mechaniker zu suchen. Viele Wege führen in eine Sackgasse, und leider machen wir oft die Erfahrung, dass zu Anfang versprochene Dinge dann doch nicht gehalten werden. Doch endlich stossen wir auf Babu Dai, so sein Spitzname. Er kann uns erfolgreich bei einigen Dingen die wir am Fahrrad erledigen wollen helfen: Es gilt, eine gebrochene Sattelstange zu ersetzen und ein Gewinde am Fahrrad zu verstärken.
Als jedoch nicht so angenehm wie der Besuch beim Mechaniker erweist sich der Besuch beim Zahnarzt. Benny lässt sich schmerzhaft 2 Weissheitszähne ziehen. Und auch Mandy muss leiden, da bei Ihr eine Füllung neu gemacht wird.
Nepal: Ein Regenbogen vor unserem Zimmer | Nepal: Unser Lieblingsspiel Scrabble |
Nepal: Zwischen Kathmandu und Pokhara | Nepal: Sind die neuen Schlafsäcke kuschelig |
Wir verlassen Kathmandu
Irgendwann geht dann unsere Pause vom Radfahren zu Ende, und wir schwingen uns wieder auf das LKT - unser Lastkrafttandem. Wir fühlen uns noch schwerer und langsamer als vorher. Zum einen vielleicht, weil wir eine ziemlich lange Pause vom Radfahren hatten. Und zum anderen, weil wir uns noch einiges an Ausrüstung besorgt haben, wovon wir denken, dass wir es für den Winter in Tibet brauchen werden. In jedem Fall fühlen sich unsere Muskeln recht schlapp an, als wir aus dem stinkenden Kathmandutal rausfahren. Nun, eigentlich ist Nepal nicht allzu sehr verschmutzt, da es nicht viel Industrie gibt. Aber im Vergleich zu dem was manchmal aus den LKW-Motoren rauskommt, sind selbst fast indische LKWs sauberer. Also müssen wir in Kauf nehmen, dass uns diese schwarzen Russwolken während der ersten 20 Kilometer hinter Kathmandu einnebeln.
1950 gab es noch keine Strasse...
...und man brauchte 10 Tage um von Kathmandu nach Pokhara zu kommen. Aber jetzt verbindet eine Hauptstrasse die beiden Städte, und so schaffen wir die etwa 210 Kilometer immerhin in 3 Tagen, was verglichen mit unseren sonstigen Etappen ja eigentlich langsam ist. Aber trotzdem sitzen wir jeden der 3 Tage jeweils über 4 oder 5 Stunden im Sattel, und da es die ganze Zeit auf und ab geht kommen wir nicht so gut voran. Doch speziell nach etwa der Hälfte wird die Strecke richtig schön, denn es gibt kaum noch LKW- Verkehr, die Häuser in den Dörfern sind idyllisch mit bunten Blumen verziert, und manchmal können wir in der Ferne das Annapurnamassiv mit seinem über Achttausend Meter Hohen Gletschermassiv sehen. Kleine Kinder laufen mit Schirm und in Schuluniform durch die Dörfer, und Sie benutzen den Schirm eigentlich immer: Entweder als Regenschirm oder als Sonnenschirm. Wir haben den Eindruck, dass es in Nepal nur diese beiden Extreme gibt, denn ein erfrischender Regen kommt oft sehr plötzlich - bis dann nur kurze Zeit später die Sonne die Erde wieder so stark aufheizt, dass man am liebsten so schnell wie möglich in den nächsten Schatten flüchten will.
Nepal: Nette vorbeigehende Frau schenkt uns Blumen | Nepal: Gesellschaft bei kurzer Pause |
Nepal: Genau zum Platzregen haben wir das Restaurant erreicht | Nepal: Wir treffen Ronny und Charlotte |
Pokhara - "Viel Wasser"
Übersetzt bedeutet Pokhara "viel Wasser". Dem können wir nach nur kurzer Zeit in dieser Stadt stark zustimmen, denn es gibt fast jeden Tag einen heftigen Regenguss. Aber eigentlich ist das sehr angenehm, da er etwas Abkühlung bringt. Für einige Tage sind wir noch in dieser an einem See gelegenen Stadt. Es ist ruhiger als in Kathmandu, es gibt nicht so viel Verkehr, und um den See herum viel Wald. Auf einem benachbarten Hügel liegt die "Friedensstupa", wohin wir einen morgendlichen Abstecher machen. Es ist nicht allein wegen der wunderbaren Stupa schön, sondern auch wegen der tollen Aussicht auf den Machhapuchare (Pokharas Hausberg, fast 7000 Meter) und dem dahinter liegenden Annapurnamassiv.
Wir bleiben noch eine Weile in Pokhara, da uns ein Bekannter aus Deutschland einige Sachen per Flugzeug mitbringt. Da er in Kathmandu landet, mieten wir uns ein Motorrad für einen Tagesausflug, um die Sachen in Empfang zu nehmen. Und es ist wirklich sehr nett, als wir Theo dann antreffen: Wir freuen uns über 2 neue Hosen, ein Objektiv für unsere Kamera und einige andere Kleinigkeiten. Theo sowie sein Kollege Rainer, der in Kathmandu lebt, laden uns zum Essen ein. Rainer meint dass er sich in Nepal durchaus recht wohl fühlt. Aber bei manchen Sachen kann er wie er sagt nur den Kopf schütteln: Zum Beispiel wird die Hauptstrasse von Kathmandu nach Pokhara jedes Jahr neu gemacht, da Sie immer nur 1-2 Zentimeter Asphalt oben drauf giessen. So ist die Strasse also fast permanent baufällig. Der Vorteil aus nepalesischer Sicht: Zumindest haben die Bauunternehmen und Ihre Angestellten permanent etwas zu tun.
Der Annapurnatrek
Nach unserem Motorradtagesausflug zurück in Pokhara, treffen wir wieder alte Bekannte: Diesmal die beiden polnischen Radler Robert und Anja, die wir auch schon in Kathmandu getroffen hatten, und die gerade vom berühmten "Annapurnatrek" kommen. Die Gegend in der Annapurnaregion soll wohl sehr beeindruckend sein: Insgesamt etwa 2 Wochen lang läuft man aus grünen Tälern in 2000 Metern in Regionen wo noch Schnee liegt, und später über einen 5000 Meter Hohen Pass, und das ganze zwischen den zahlreichen Achtaussendern des Annapurnamassivs. Aber es sei wohl alles auch ziemlich anstrengend gewesen, berichten Robert und Anja. Daher sind wir beiden froh, dass wir uns stattdessen ausgeruht haben. Denn das Radeln in Indien war anstrengend genug, und wird es bestimmt für uns auch wieder werden im kommenden Monat, besonders wegen der Hitze. Doch wir haben uns gut erholt, und brennen so langsam darauf, endlich wieder vorwärts zu kommen, Land und Leute zu entdecken, auf dem Tandem zu sitzen und neue Gegenden zu erkundschaften!
Nepal: Mandy fährt mit Nirjala zur Probe | Nepal: Dachplätze sind beim Bus sehr begehrt |
Nepal: Die Annapurna Region | Nepal: Königlicher Platz in Pathan Lalithpur |
Nepal: Königlicher Platz in Pathan Lalithpur | Nepal: Die Schweizer Reisenden Yann und Jasmin |
Nepal: Was manche Leute in Internetcafes halt so vergessen | Nepal: Benny fährt mit Rubin Probe vor Nirjalas Haus |
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