10 Tage Schweigen: Vipassana Meditation
 

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Auf die Insel
Benny: Nach unserem erfolgreichen Besuch in Birma, der uns ein neues Visum für einen Monat für Thailand garantierte, stehen wir am nächsten Morgen noch einmal früh am morgen auf. Zu früh fühlt es sich an, als wir uns um fünf Uhr morgens auf dem Bett quälen, um noch alle Sachen zu packen und die letzten zehn Kilometer zu fahren, um rechtzeitig die Fähre zur Insel Ko Phan Ghan zu erreichen. Die Fährfahrt ist dann ganz angenehm, wir dösen ein bisschen auf dem Deck mit vielleicht hundert anderen Urlaubern, viele davon sprechen deutsch, wie wir hören.


19.09. - 27.10.2008
 
Mit Graubrot und Philadelphia Käse werden wir dann sechs Kilometer weiter im Inselinneren von Hanni und Friddi aufgenommen, die dort das Restaurant Peppercorn betreiben. Nur kurz stellen wir unsere Sachen ab, zurück geht es zum Fähranleger, wo wir eine weitere halbe Stunde später meine Schwester in Empfang nehmen. Die Freude ist übergroß, wir haben uns seit 2 Jahren nicht mehr gesehen, und wir haben uns natürlich viel zu erzählen. Genau wie Mandy und ich vor fast zweieinhalb Jahren starteten, so ging auch das Projekt meiner Schwester am 1. Mai 2006 mit der Eröffnung ihrer ersten eigenen Praxis los. Mittlerweile hat sie sogar Mitarbeiter, aber immer noch viel zu viel zu tun, und so ist sie froh, endlich mal ein bisschen Zeit für sich und uns zu haben.
Vollmondparties - ohne uns
Benny: Zuerst zelten wir bei Hanni und Friddi, doch nach drei Tagen ziehen wir dann um, und zwar direkt an den schönen Mae Had Strand im Nordwesten der Insel. Die Insel Ko Phan Ghan ist ja unter Reisenden für ihre riesigen Vollmond- oder Neumondpartys bekannt, wo tausende von Rucksackträgern sich dann im Dorf Hat Rin zu Feier- und Drogenexzessen versammeln. Unser Strand Mae Had ist genau am anderen Ende der Insel, 30 Kilometer weiter. Damit sollte dann auch alles über den Strand der uns mehr als zusagt, gesagt sein. Naja, vielleicht noch nicht ganz, denn neben der beschaulichen Bungalowanlage und dem Palmenstrand gibt es noch ein kleines dem Strand vorgelagertes Korallenriff, das wir ein bisschen mit Taucherbrille und Schnorchel inspizieren. Kurzum: Auch wir haben mal für ein paar Tage Urlaub, entspannen uns am Strand, oder genießen das leckere Essen in Friddis Peppercorn Restaurant, denn Friddi kann auch, obwohl das Restaurant ein Steakhaus ist, auch sehr gut vegetarisch kochen. So ganz auf ''Urlaub'' können wir dann doch nicht machen, denn meine Schwester hat uns viele neue Sachen aus Deutschland mitgebracht, mit denen wir unsere Ausrüstung wieder optimieren wollen. Unter anderem verlangt unsere Felge aus Bangkok mit Speichen aus Deutschland wieder neu eingespeicht zu werden.

Doch in jedem Fall gehen die zehn Tage natürlich wie immer viel schneller vorbei als gehofft, und wir müssen uns wieder schmerzlich von meiner Schwester verabschieden. Einen kurzen Moment zögern wir noch, ob wir nicht doch noch einige Tage länger bei meiner Schwester auf der Insel Ko Phan Ghan bleiben wollen (Ko ist Thailändisch für Insel) und die Meditation einfach sausen lassen. Die findet nämlich nur einmal am ersten eines jeden Monats für zehn Tage statt. Doch letztendlich entschließen wir uns doch dazu unser schon bepacktes Fahrrad auf dem Nachtboot zu lassen, was uns von der Insel zur Stadt Surat Thani bringen soll.

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Mehr als Worte
Mandy: Ehrlich gesagt fällt es mir diesmal sehr schwer, über all die Ereignisse im letzten Monat zu schreiben. Das mag vielleicht daran liegen, dass wir wieder sehr viel erlebt haben und unser letzter Bericht schon eine Weile her ist. Aber zum anderen sind Worte sind eben doch nur Worte, die nicht annähernd der Realität entsprechen. Ich könnte versuchen, eine sehr bildliche Sprache zu benutzen, doch kann sie jemals all meine erlebten Sinneseindrücke und Gefühle wiedergeben, ohne dass es profan klingt? Soll ich lieber weniger beschreiben, ausgewählte Situationen, oder einen 'kurzen Abriss' der letzten Zeit beschreiben, so etwa wie im Zeitraffer:

"Insel Ko Phan ghan, Dorinas Besuch, tolles Schnorcheln am idyllischen Strand, 10 Tage Schweigen im Kloster, verändertes Bewusstsein, Reiseplanungskrampf, die Entscheidung, Zeit für eine Veränderung, gastfreundliches Malaysien? "

Allein meine Gefühle der letzten fünf Wochen füllen mindestens drei Tagebücher und sind bei weitem spannender als die äußeren Erlebnisse, besonders seit der zehntägigen Vipassanameditation. Für mich war die Zeit des Schweigens im Kloster eine wunderbare Bereicherung, die sich kaum in Worte fassen lässt, doch ich möchte es zumindest versuchen. Nur für euch!

Vor der Vipassanameditation
Mandy: Ich hatte schon vor einigen Jahren von der Meditation erfahren, doch mich hat die Zeitdauer von 10 Tagen immer abgeschreckt. "Wie kann man es nur so lange ohne zu reden mit sich aushalten?’, waren ehrliche Gedanken, damals. Das Leben in Deutschland hielt mich immer auf Trab oder wenn ich Freizeit hatte, lenkte ich mich selbst ab mit all den tausend Möglichkeiten die man hat. Am liebsten tauchte ich immer in die Welt der Bücher ab und verschlang ein Buch nach dem anderen. Es erschien, dass wenn ich meinen Geist nicht beschäftige, ich meine Zeit verplempere und unproduktiv bin. Im Nachhinein denke ich fast, dass mein Geist in Deutschland fast nie zur Ruhe kam, immer arbeitete er mit Erlebnissen der Vergangenheit oder der Zukunft. Unsere Lehrer im Vipassanazentrum nannten den menschlichen Geist "monkey mind" (Affengeist), weil er immer wild umherspringt zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, aber er sich nie in der Gegenwart befindet. Und wie kann man im Jetzt leben, wenn man sich mit Dingen beschäftigt, die schon vorbei sind, oder noch nicht eingetreten sind?

Während der Reise fiel mir schon mehrere Male auf, besonders bei eher langweiligen flachen Radelpassagen, wie sehr auch mein Geist herumspringt. Urplötzlich auf einer langweiligen Strecke in Tibet dachte ich plötzlich an Erlebnisse aus der Kindergartenzeit oder es klang z.B. der Werbeslogan "Ja die Joghurette, die schmeckt so himmlisch joghurtleicht" in meinen Kopf! Der Geist versucht sich anscheinend immer abzulenken, und wenn die aktuelle Umgebung nichts hergibt, dann wird halt in der Vergangenheit oder Zukunft gekramt. Jetzt verstehe ich auch besser, warum Fahrten durch Wüsten als mentale Herausforderung gelten, nämlich einfach weil man dort ganz gezielt mit den eigenen herumspringenden Gedanken konfrontiert wird, unangenehme Erlebnisse werden wieder hervorgekramt, Sorgen um die Zukunft toben im Kopf. Denn es wäre dem Geist auch viel zu langweilig, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, wie zum Beispiel das Radfahren. Und dann diese schrecklichen Werbelieder...

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Vipassana Meditation
Benny: 10 Tage wollen wir eine sogenannte Vipassana Meditation mitmachen. Bei einer Vipassana Meditation soll man zehn Tage nicht reden und sich daher nur auf sich selbst konzentrieren. Das mag vielleicht ein wenig verrückt klingen, zehn Tage zu schweigen. Warum machen wir das eigentlich? Schwer zu sagen. Schon seit Indien hatten wir davon gehört, dass es so etwas gibt, aber die richtige Gelegenheit war bisher noch nicht da. Doch dieses Mal hörten wir schon in Südchina von einem anderen Reisenden, dass man an jedem Monatsersten im Kloster Wat Suan Mokkh eine zehntägige Schweigemeditation mitmachen könnte. Und da dieses Kloster genau auf unserem Weg lag, setzte sich dieser Gedanke auch fest.

Am letzten Tag eines Monats, für uns der 30. September, soll man sich auf dem Gelände vom Kloster Wat Suan Mokkh bis zum frühen Nachmittag einfinden. An diesem Tag kommen wir um sechs Uhr morgens in Surat Thani mit dem Nachtboot aus ko Phan Ghan an, noch immerhin sechzig Kilometer entfernt von unserem Zielort, dem Kloster Wat Suan Mokkh. In Surat Thani finden wir noch ein teures Hotel wo wir uns pro Person für 3 Euro am Frühstücksbuffet satt essen und unsere Berichte für unsere Internetseite fertig machen und hochladen. Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir dann um vier Uhr Nachmittags im Kloster an, ein bisschen spät, aber gerade noch rechtzeitig. Zeit um noch richtig "runterzukommen" haben wir gefühltermaßen nicht mehr. Wir verstauen unsere Sachen in unsere beiden Zimmer, schließen das Rad ab, und das Schweigen beginnt.
1. Oktober - Vipassanameditation Tag 1
Benny: Ich bin hundemüde, hatten wir doch die letzten Tage in Ko Phan Ghan oft bis spät Abends zusammen gesessen, das eine oder andere Bier getrunken, und bis spät in die Nacht Geschichten erzählt und geschwatzt. Nun müssen wir hier jeden Tag um vier Uhr aufstehen, und die erste morgendliche Meditation beginnt um vier Uhr dreißig. Was für eine Veränderung, nachdem wir in den letzten zehn Tagen "Urlaub' auf Ko Phan Ghan immer gerne bis spät in die Nacht gebechert haben und kaum mal vor zehn Uhr morgens aufgestanden sind. Aber jetzt dröhnt der Gong um vier Uhr, und ab vier Uhr dreißig heißt es meditieren und im Anschluss Yoga machen. Ich fühle mich an diesem Tag alles andere als entspannt. Und da ich noch hundemüde bin, lege ich mich in jeder freien Minute die ich habe ins Bett, um wenigstens noch ein bisschen vom Schlafmangel auszugleichen.

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5. Oktober - Vipassanameditation Tag 5
Benny: Mittlerweile bin ich nicht mehr so hundemüde jeden Tag. Nur habe ich mittlerweile ein wenig Probleme mit der Holzpritsche auf der wir alle hier schlafen, und ich wache nicht nur um vier Uhr morgens, sondern sogar ein oder zwei Stunden vorher auf, da ich keine Position finde, in der mir nicht mein Rücken weh tut.

7. Oktober - Vipassanameditation Tag 7
Benny: Ich fühle mich von Tag zu Tag besser, körperlich wie auch geistig. Ich finde höchst interessant was hier gelehrt wird. Die hier unterrichteten Meditationstechniken sind Konzentrationsmeditation und Atemmeditation. Bei der Konzentrationsmeditation - wie der Name schon sagt - konzentriert man sich auf eine bestimmte Sache. Und so machen wir z.B. jeden Tag mehrere Einheiten Gehmeditation, wo man sich einzig und allein auf die sensitive Wahrnehmung konzentrieren soll, die man bei jedem Schritt, besser, bei jeder kleinen Teilbewegung von einem Schritt spürt. Warum macht man so etwas mit, eine Aktion, bei der alle Leute wie verrückt extrem langsam über das Gelände laufen? Es wird uns ein kleiner Spruch beigebracht: Die Vergangenheit ist vergangen, und die Zukunft ist auch noch nicht eingetreten. Daher ist es sinnvoll, sich auch zu 100% der Gegenwart zu widmen. Dass soll jetzt nicht heißen, dass man nichts mehr planen sollte, was ja in der Welt in der wir aktuell leben eigentlich auch unmöglich ist. Daher ist es auch angemessen sich sinnvoll z.B. hinzusetzen und eine Sache sinnvoll zu durchdenken und zu planen. Aber oft ist es eben auch so, dass man Gedanken zu bestimmten Dingen hat, die eigentlich in einer bestimmten Situation unwichtig sind, oder die sogar gerade stören, da man gerade etwas ganz anderes macht. Als wir uns im Anschluss mit den anderen über die Meditation austauschen, sagen einige der anderen, dass 90% der Gedanken die man hat, wenn man nicht versucht seinen umherspringenden Geist zu beruhigen, im Grunde genommen überflüssig, unnötig, unpassend oder sogar störend sind. Ich selbst mache an mir eigentlich die gleiche Beobachtung. Denn ich denke nach über Deutschland, über die Länder durch die wir gefahren sind, über mich und Mandy, über unsere weitere Route, und und und.

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8. Oktober - Vipassanameditation Tag 8
Benny: Doch mit jedem weitern Tag schaffe ich es immer besser, meinen Geist zur Ruhe zu bringen. Die zweite Meditationsart neben der oben beschriebenen Konzentrationsmeditation ist die Atemmeditation. Bei der Atemmeditation versucht man sich einfach nur auf seinen Atem zu konzentrieren, wie er durch die Nase einströmt, wie die Lunge sich ausdehnt, und wie sich die Lunge wieder zusammenzieht wenn der Atem die Nase verlässt.

Oh Gott, ich denke dass das was ich hier schreibe ziemlich merkwürdig klingen muss, besonders das was nun folgt. Aber ich versuche es trotzdem: Wir verbringen hier ja 10 Tage in einem buddhistischen Kloster, wo Buddhas Lehre gelehrt wird. Buddha gilt als Erleuchteter. Dieser Begriff der "Erleuchtung" kam mir immer sehr weltfremd vor, irgendwie abgehoben. Doch uns wurde hier in der Meditation erklärt, dass Erleuchtung nichts weiter bedeutet, als dass jemand einen Geisteszustand erreicht hat, in dem man von nichts auf der Welt mehr 'aus der Ruhe' gebracht werden kann, einen Zustand, in dem man von nichts mehr verunsichert wird, und man quasi immer gelassen, ruhig und "zentriert" bleibt.

Indem ich versuche, meinen Geist immer mehr auf meine Atmung zu lenken, gelingt es mir manchmal ganz gut, mich zu entspannen und meinen Geist zur Ruhe zu bringen. Aber das ist bei weitem nicht leicht, denn immer und immer wieder, quasi ständig versucht der Geist, diesem Zustand der inneren Ruhe auszuweichen und sich selbst mit irgendetwas anderem zu beschäftigen. Doch besonders heute, an Tag acht, fühle ich mich so gelassen wie selten zuvor in meinem Leben. Als der Gong um vier Uhr ertönt, bin ich schon fünf Minuten wach und stehe direkt auf, ich gehe pünktlich aber entspannt zur Meditationshalle. Und als der Gong zur Mittagspause läutet, schaffe ich es auch in Ruhe zum Speisesaal zu gehen. Überhaupt ist mit allen Leuten die hier teilnehmen etwas passiert, denn die anderen scheinen auch wesentlich ruhiger und gelassener zu sein und gehen ebenfalls langsamer.

Wenn sich heute jeder den täglichen Arbeiten und Aufgaben widmet (jeder kümmert sich um etwas, wie z.B. Klos putzen, Fegen, öffentliche Bereiche saubermachen u.s.w.), dann muss ich an eine Episode von Star Trek denken, die ich gesehen habe, als ich noch ein Kind / Jugendlicher war. Das Raumschiff kam zu einem Planeten, auf dem menschenähnliche Wesen zu leben schienen. Alles auf diesem Planeten sah wunderbar schön aus, und alle Menschen schienen mit voller Hingabe und Liebe ihre Arbeiten auszuführen. Genau so kommt es mir heute vor, wenn ich sehe, wie die anderen sich nun hier ihren Aufgaben widmen.
9. Oktober - Vipassanameditation Tag 9
Benny: Heute ist der einzige Tag, wo es von morgens bis Abends nur um Meditation geht. Keine buddhistischen Vorlesungen der Mönche, kein Sprechgesang. Sondern den ganzen Tag nur Meditation. Dieser Tag ist wohl einer der erlebnisreichsten Tage im Kloster, auch wenn man meinen könnte dass wir eigentlich gar nichts erleben. Doch sich nur auf sich selbst zu konzentrieren ist gar nicht so leicht. Den ganzen Tag nichts lesen, keine Ablenkungen, aber auch keine buddhistischen Vorträge, kein Sprechgesang. Ich habe das Gefühl, dass der Tag scheinbar endlos lang ist. Zwischendurch schaffe ich es zuweile nicht gut mich der Meditation hinzugeben. Ich schaue auf die Uhr, es ist zehn nach drei. Dann versuche ich mich wieder der Meditation hinzugeben und mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Eine gefühlte dreiviertel Stunde später schaue ich wieder auf die Uhr, und es ist erst zwanzig nach drei. Die Zeit scheint stillzustehen. Doch das eigentliche was diesen Tag so aufregend macht ist, dass eigentlich jeder einzelne Tag so lang sein sollte, würden wir uns nicht mit irgendetwas beschäftige, sei es Arbeiten oder Radfahren, einem Hobby nachgehen, einkaufen, fernsehen oder tausende von anderen Dingen tun.

Am Nachmittag setzte ich mich für eine Weile an den Steg. Hier setzen wir uns hin, um die Natur zu beobachten, also die Fische, Pflanzen, den Teich und die Bäume, wenn wir der Atem- oder Gehmeditation überdrüssig sind. Mandy scheint es genau so zu gehen, sie setzt sich neben mich, was in den vergangenen Tagen so gut wie nie passiert ist, da wir ja auch miteinander nicht sprechen sollen / wollen. Doch heute scheinen wir beide an diesem ewig lang erscheinenden Tag die Ablenkung zu suchen. Durch Gesten verständigen wir uns, und wir müssen losprusten vor lachen, auch wenn wir im Nachhinein feststellen dass wir uns vollkommen missverstanden haben. Ich freue mich sehr dass Mandy sich in dieser Situation zu mir gesetzt hatte, denn unser Lachen, finde ich, hat meine Stimmung irgendwie aufgelockert und ich bin für den Rest des Tages irgendwie besser drauf.
Weiterfahrt aus Chaya
Benny: Als wir vom Kloster in die Stadt fahren, scheinen alle, ja, wirklich ausnahmslos alle Leute irgendwie viel freundlicher zu schauen als unmittelbar bevor wir ins Kloster gefahren sind. Aber da dass auch irgendwie nicht richtig sein kann, nehme ich an, dass entweder wir freundlicher schauen oder die Situation einfach anders wahrnehmen. Einige Tage verbringen wir noch in einem Hotel in Chaya, bevor wir weiter nach Süden fahren wollen. Wir wollen nach dieser Meditation nicht hetzen und bleiben so noch einige Tage im kleinen Ort Chaya, den wir als sehr entspannt erleben.

Auf der Weiterfahrt bekommen wir dann fast jeden Tag etwas geschenkt, sei es nun Wasser, Obst, oder dass wir zum Essen eingeladen werden. Langsam wechseln sich die Tempel mit Moscheen ab, und irgendwann werden die Moscheen immer zahlreicher. Einmal fahren wir noch per Zug zur Grenze nach Malaysia und lassen unser Tandem in unserem Hotel stehen. Es ist das erste mal dass wir mit auch nur irgendeinem Verkehrsmittel eine Strecke voraus fahren. Doch indem wir zur Grenze nach Malaysia fahren, können wir unser Visum für Thailand noch ein letztes Mal um weitere zehn Tage verlängern. Die Fahrt zur Grenze dauert so gut wie den ganzen Tag. Morgens um 5 Uhr morgens stehen wir auf um den Zug um sechs Uhr zu nehmen, und wir sind den ganzen Tag unterwegs. Es verläuft im Grunde alles eigentlich fast reibungslos, ausser dass wir erst um halb zwei Uhr Nachts in Nakhon Si Thammarat zurück sind. Unser Hotel ist schon abgeschlossen, also legen wir uns für einige Stunden in einen Eingang vor eine Bank (sprich vor ein Kreditinstitut).

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Einige Erkenntnisse der Vipassanameditation
Mandy: Ihr habt bestimmt schon mal den Satz gehört "Nun atme mal tief durch!", oder? Etwas Aufregendes ist passiert und ihr verhaspelt euch vielleicht sogar, wenn ihr eurem Gegenüber davon erzählt oder man sieht euch förmlich die Anspannung an. Früher hat mich der Satz immer ein bisschen genervt, wenn ich ihn hörte, mittlerweile denke ich, dass er seine Berechtigung hat. Der Atem gibt uns die großartige Chance, zurück zu uns selbst zu finden und im Jetzt zu sein. Denn wenn man sich auf den Atem konzentriert, ist es unmöglich, an etwas anderes zu denken, der Geist hat sozusagen Sendepause. Und an diese Stelle setzt die Meditation an. Man konzentriert sich während der Meditation allein auf den Atem, folgt ihm wie ein Detektiv auf all seinen Wegen in den Körper und wieder heraus, ohne jemals seine Fährte zu verlieren. Anfangs ist es sehr schwer, da sich immer wieder der Geist dazwischen schaltet, der Zerstreuung sucht. Aber mit ein wenig Übung gelingt es immer besser, den Geist ruhig zu halten, und es formt sich eine Ahnung, wie es ist, im Jetzt zu leben. Einfach nur da zu sein, frei von allen Gedanken, präsent. Man schult sozusagen seinen Geist und lernt ihn zu lenken, anstatt von den Gedanken beherrscht zu sein.

Ich hoffe, dass ich mich in der Beschreibung nicht zu kompliziert ausgedrückt habe, aber wie ich zu Beginn schon erwähnte, sind Worte zur Beschreibung dieses Erlebnisses mehr als nur ungenügend. Man muss es einfach selbst ausprobieren. Es gibt aber noch ein wirklich tolles Buch, welches sich mit unserem verrückten Geist befasst, den Strategien des Egos, es heißt "Eine neue Erde" und ist geschrieben von Eckhart Tolle. Das ist seit Monaten mein Lieblingsbuch und für mich das spannendste, welches ich je gelesen habe. (Nein, E. Tolle bezahlt mich nicht dafür, dass ich diese Worte schreibe ;-) Es zeigt vielmehr, in was für einer verrückten Welt wir leben und erklärt für mich plausibel, warum es Streit, Krieg, Mord, Gewalt, Besserwisserei, Klatsch und vieles mehr gibt.
Mal was Neues
Mandy: Wir haben uns schon oft heimlich gewünscht, dass unsere Lieben zu Hause doch auch mal alle paar Wochen Fotos und Berichte ihrer Arbeit ins Internet stellen und wir lesen können, was euch während der Arbeit bewegt. Und nun nach 2 ½ Jahren haben wir eine Entscheidung gefällt, die im nächsten Jahr bedeutsam unseren Rhythmus bestimmen wird. Denn nach dem kleinen Schock, der unser Blick aufs Konto auslöste, entschlossen wir uns für einen baldigen Arbeits- und Reiseaufenthalt auf dem roten Kontinent. Und natürlich wollen wir auch weiterhin all unseren Schweiß in Bild und Text festhalten, ob es nun beim radeln, putzen oder Obstpflücken ist. Summa summarum wird uns deshalb exakt am 26. Dezember ein Flugzeug von Singapur nach Perth in Westaustralien bringen. Und dort heißt es dann für uns klotzen was das Zeug hält und hoffentlich Berge australischer Dollar anhäufen ;-)

Wir freuen uns auch schon darauf, in Australien mal die Zeit zu haben, all die Eindrücke der Reise zu verdauen. Doch zuvor reisen wir noch sechs Wochen durch Sumatra durch Regenwald, Nationalparks und vorbei an Vulkanen, bevor es zurück aufs Festland nach Singapur geht und von dort per Flugzeug nach Perth in Australien.

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