Isan - der Nordosten von Thailand
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Isan, Thailand: Schlafender Riesenbuddha |
Isan, Thailand: An der Grenze von Laos nach Thailand |
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Isan, Thailand: Auge von Elephant |
Isan, Thailand: Im Elephantendorf Ban Ta Klang |
Reif für die Insel
Es ist heiß, als wir die Freundschaftsbrücke zwischen Laos und Thailand überqueren. In der Mitte der Brücke zeigt uns ein von Australien gestifteter Grenzstein an, dass wir nun in Thailand sind. Unter uns fließt der braungelbe Mekong träge weiter Richtung Osten, dem Meer in Vietnam entgegen. Auch ich fühle mich träge und gesättigt und während der Etappen spulen sich immer wieder Filme der letzten zwei Jahre ab. Benny geht es ganz ähnlich und so ist es nicht verwunderlich, dass wir im ersten Ort in Thailand hängenbleiben.
24.07. - 14.08.2008
Im Mutmee- Garten- Gasthaus verbringen wir die meiste Zeit der elf Tage (!) damit zu essen, zu schlafen oder einfach nur im Garten am Mekong zu sitzen. Normalerweise sind wir sehr kontaktfreudig, doch hier sitzen wir meistens im hintersten Winkel des Gartens und sind uns selbst genug. Was ist denn bloß los mit uns? Wir merken ja selbst, dass unsere Etappen immer kürzer werden, wir immer länger auch an kleinen Orten bleiben und manchmal auch sehr lange Etappen einlegen, um voranzukommen. Zufälligerweise sehen wir einen Stellenaushang des Gasthauses und stehen irritiert und magnetisiert ein paar Minuten davor. Der Besitzer Julian sucht Personal für die Schiffsbar und wir wissen endlich, was uns gut tun wuerde. Wir sprechen diese Chance intensiv durch, doch entschieden uns letztendlich gegen einen weiteren Aufenthalt in Nong Khai. Wer weiß, vielleicht legen wir auf dem Weg nach Australien noch einen Arbeitsstopp ein, doch fuers erste radeln wir weiter wie geplant ueber Ostthailand nach Kambodscha, wo wir einen Freund von mir treffen wollen und damit den ersten Besuch auf der Reise empfangen werden :-)
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Isan, Thailand: Kleiner Tempel |
Isan, Thailand: Buddhastatuen bei Nong Kai |
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Isan, Thailand: Freche Affen |
Isan, Thailand: Benny füttert die süssen Affen |
Gemütliches, modernes Ostthailand
Nach elf Tagen in Nong Khai sind wir schon wieder ein bisschen neugierig auf Land und Leute und versuchen uns verstärkt Ziele zu setzen, um wieder ein bisschen voranzukommen. Ostthailand gilt als die ärmste Region in Thailand, was wir verwundert wahrnehmen. Wir teilen uns für drei Tage den Seitenstreifen der vierspurigen Autobahn mit unzähligen Mopeds, während uns auf den Hauptspuren ein dicker Geländewagen nach dem anderen überholt. Überall prangen uns Bilder des thailändischen Königspaares entgegen, die scheinbar über alle Maßen vergöttert werden. Viele Thailänder tragen orangefarbene Gummibändchen, auf denen "Long live the king" (Lang lebe der König) geschrieben steht. Kurios erscheint uns, dass selbst das Ablecken einer Briefmarke als unschicklich gilt, da das Haupte des Monarchen darauf abgebildet ist. Fast luxuriös empfinden wir die zahlreich gesäten klimatisierten Minisupermärkte entlang der Strassen. Besonders in der Mitagshitze halten wir bei ihnen immer mal gerne kurz an um uns abzukühlen und heisses Wasser für späteren Kaffee in unsere Thermoskanne zu fuellen. Auch kalte Getränke und Zweiminutennudeln und Käsescheibletten locken uns immer wieder hinein. Das klingt vielleicht ein bisschen ironisch, aber das ist es auch. Besonders Thailand erscheint uns wie Urlaub. Alles ist so sauber hier, so einfach und die Leute sind über alle Massen freundlich und hilfsbereit uns gegenüber. Es ist aber auch nicht das erste Mal, das mir der Gedanke in den Sinn kommt. Denn mit unserem Reisepass und Herkunft sind wir überall auf der Welt privilegiert und haben den Luxus, uns unser Leben so zu gestalten, wie wir es für richtig halten. Selbst wenn wir morgen keine Lust mehr hätten zu radeln, könnten wir dann einfach nach Hause fliegen oder mal für einen Monat an einem Ort bleiben.
Einheimische haben diesen Luxus nicht, den wir in gewissem Sinne als Vertreter eines westlichen Landes haben. Diese Möglichkeit beziehungsweise Absicherung ist ihnen nicht gegeben, heute z.B. ihre Bambushütte zu verlassen und in ein westliches Land zu fliegen und ein westliches Leben mit allen modernen Annehmlichkeiten zu leben. Dennoch träumen wohl viele Einheimische in den Ländern die wir durchfahren trotzdem genau davon. Denn als wir damals in Deutschland losgefahren sind, haben wir uns keinesfalls als Luxusreisende gesehen. Wir hatten zwar schon eine Weile Geld verdient und für unsere Reise gespart, aber reich haben wir uns deswegen nicht gefühlt. Doch jetzt ist das zum Teil anders, je nach Land, das wir gerade durchfahren. Während wir uns in Laos schon manchmal ein wenig als der "reiche Ausländer" fühlten, wenn wir in den Dörfern Nudeln oder Baguettebrot mit Tomaten assen, hat sich das für Thailand geändert. Zwar wird gesagt, die Thailänder denken, dass jeder Ausländer reich ist den sie in Thailand sehen, da er sich ja zumindestens einen Flug nach Thailand leisten konnte. Aber so richtig reich fühlen wir uns dann hier doch nicht, in einem Land, in dem kein einziger Einheimischer noch zu Fuss zu gehen oder Fahrrad zu fahren scheint, sondern wo alle schon in zahllosen Geländewagen unterwegs sind oder wenigstens einen Motorroller fahren.
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Isan, Thailand: Elephant im Elephantendorf Ban Ta Klang |
Isan, Thailand: Thailand ist wirtschaftlich viel moderner als unsere zuvor bereisten Länder |
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Isan, Thailand: kleine Thailändische Familie |
Isan, Thailand: Wir beiden in Nong Kai |
Hallo liebe Freunde, wir haben euch leckere...
Es ist schon fast Sonnenuntergang, als wir irgendwo in Ostthailand noch immer kein Gasthaus gefunden haben. In China erkannten wir die immer problemlos an den protzigen Rezeptionen und den goldenen Uhren an der Wand, aber in Thailand muessen wir an untouristischen Orten immer fragen. In einem Posten der Verkehrspolizei sagt uns der freundliche Polizist, dass in ca. 10 Kilometer ein Ressort kommt, aber wir auch gerne auf dem Tempelgelaende neben der Station zelten koennen. Ein Mönch zeigt uns einen Platz, wo unser Zelt ueberdacht steht und wo sich nebenan sogar ein Klo- und Duschhäuschen befindet. Ein älterer Polizist stellt uns einfach so Wasserflaschen und Kuchen hin und lädt uns zum Abendessen ein! Ein paar Kollegen von ihm gesellen sich auch noch dazu und so haben wir völlig unerwartet einen geselligen Abend bei netter Gesellschaft und leckerem Essen. Da wir mit der Einladung nicht gerechnet hatten und weit und breit kein Laden ist, bringen wir kurzerhand zwei Teller mit frischer Ananas und aufgeschnittenen Drachenfrüchten mit, was wir jeden Tag voller Genuss essen. Nach zwei Stunden steht das Obst immer noch da, und am Ende nimmt jeder höflich ein Stueck Obst, doch das meiste müssen wir in unsere ohnehin schon vollen Bäuche stopfen. Am nächsten Tag geht uns beiden ein Licht auf. Das in unseren Augen exotische Obst gehört hier in Thailand zum Alltag und wir beide zerkugeln uns fast vor Lachen, wenn wir uns vorstellen, wenn jemand in Deutschland zum Essen eingeladen wäre: “Hallo liebe Freunde, wir haben euch leckere Äpfel und Möhren mitgebracht” Wahrscheinlich würden unsere Gastgeber auch hoeflich ein Stueck nehmen, komisch gucken und sich fragen, warum wir keine Flasche Wein mitgebracht haben. Wir nehmen uns fest vor, für spätere ungeplante Einladungen eine kleine Flasche Schnaps zu kaufen, denn die wird in Asien immer gerne getrunken.
Made in Thailand
Nach drei Tagen auf der dreispurigen Autobahn biegen wir endlich nach Osten auf kleinere Strassen ab, die alle perfekt geteert sind. Hier scheint der Puls noch mal langsamer zu schlagen, als an der Hauptstrasse und nur wenige Touristen scheinen sich hier her zu verirren, denn es gibt auch nicht viel ausser flacher Landschaft, Reisfelder und kleine Doerfer und Staedte. Auf den fetten Wiesen hüten voll vermummte Frauen und Männer lustig aussehende langohrige Kuehe. Weisse Haut gilt wie in Indien und China auch in Thailand als schick und so wird die Haut vor der Sonne geschuetzt oder mit den ueberall zu findenden weissmachenden Pflegeprodukten bearbeitet. Es ist eine verrückte Welt... hier wollen die Leute helle Haut haben und in Europa boomen Solarien. Immer wenn wir Dörfer durchradeln, fallen die Leute beim Anblick unseres "Ufos" fast vor Lachen aus den Hängematten. Aus Spass setze ich mich im Schneidersitz auf dem Sitz und verschränke die Arme hinter dem Kopf im naechsten Dorf. "Mal sehen wie die Leute nun reagieren" sage ich gespannt zu Benny. Viele der Leute winken, viele lachen, immer wieder winken uns Leute heran. "Schatz, die reagieren wie immer. Die denken du schläfst." meint Benny und er hat Recht. @$%$^&*()_+_)_(*&^^%$#$#@#@#$^%&**(&))_))__+_!!!!!
Am Vorabend von Benny’s Geburtstag finden wir mit einheimischer Hilfe eine etwas ausserhalb der Stadt gelegene Bungalowsiedlung. Auf den ersten Blick erscheint der Raum o.k., auf den zweiten Blick wird mir fast schlecht. Zelten kann doch so hygienisch sein. Hier scheint so eine Art Rückzugsort fuer Pärchen zu sein, oder warum hängt vor dem Bungalow ein Vorhang, der bei Bedarf das Nummernschild des Autos verdeckt? Bettlaken wechseln allein hilft nicht und so habe ich die tolle Idee, die Matratze zu drehen, damit es weniger eklig ist. Einen Kraftakt später sage ich einer fröhlichen Made hallo und "TSCHÜSS" und ekele mich fast zu Tode. Und so machen wir einfach das, was wir immer bei ekligen Betten tun , oder bei denen wir Bettwanzen vermuten, indem wir Abstand durch Schichten gewinnen. 1.Schicht: Baumarktplane 2.Schicht: drei dünne Evazotematten (=Unsere Matten) 3.Schicht: Allzweckdecke 4. Schicht: Seideninlet. Fertig ist das Bett. Gespannt schauen wir an dem Abend noch die pompöse Eröffnugsfeier der olympischen Spiele im Fernsehen an und stossen um Mitternacht gemütlich mit kaltem Bier auf Benny's 28. Geburtstag an.
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Isan, Thailand: Buddhastatuen in Nong Kai |
Isan, Thailand: Goldener Riesenbuddha bei Roi Et |
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Isan, Thailand: Buddhistische Mönche bei Kloster |
Isan, Thailand: Riesenbuddha von Roi Et |
Elephantendorf Ban Ta Klang
Nach einigen weiteren Etappen fahren wir auf einer wirklich noch kleineren Strasse in Richtung des Elephantendorfs Ban Ta Klang. Keine Ahnung was wir uns darunter vorstellen sollen, doch der Lebensrythmus scheint ab diesem erneuten Abzweig nochmals entspannter zu schlagen. Bei einigen Frauen die frittierte Bananenchips zubereiten stellen wir uns kurz vor einem kleinen Schauer unter. Ansonsten kommen wir relativ schnell in Richtung von Ban Ta Klang. Kurz vor dem Hauptort sehen wir schon einen Babyelephanten, der so angekettet ist, dass er keine 20 Zentimeter weit laufen kann. Die Kette hatte sich einfach verheddert, sonst kann er wohl zumindest einige Meter in alle Himmelsrichtungen gehen. Jetzt wo wir da sind geht einer der Einheimischen mit dem Elephanten so hin und her dass sich endlich die Kette löst und sich der Elephant wieder ein wenig freier bewegen kann. Wir überlegen was passiert wäre wenn wir nicht hier gehalten hätten: Wäre dann der kleine Elephant noch drei Tage so angekettet gewesen?
Einige Kilometer weiter kommen wir dann in das richtige Elephantendorf. Vielleicht zwanzig Elephanten werden hier gehalten. Wir haben gemischte Gefühle beim Besuch. Denn einerseits sind die Elephanten hier angekettet, wahrscheinlich damit sie nicht durch die umliegenden Reisfelder trampeln. Doch so können sie wohl kaum natürlich aufwachsen. Andererseits wurde auch schon eigentlich der komplette Lebensraum der Elephanten vom Menschen zerstört, was natürlich auch eine traurige Sache ist. Aber zumindestens haben die Elephanten so hier einen Ort, wo sie überhaupt noch leben können. Insgesamt wissen wir am Ende trotzdem noch immer nicht was wir über all das hier denken sollen. Mal einem Elephanten so nah zu sein und ihn eine Stunde lang aus der Hand heraus zu füttern war jedoch in der Tat ein Erlebnis, denken wir, als wir Abends in einem kleinen Restaurant Nudeln mit Gemüse essen, und später unser Zelt auf einem überdachten, grossen Podest aufstellen.
So langsam kommen wir radeltechnisch wieder in Fahrt. An unserem letzten Tag in Thailand fahren wir nochmal eine richtig lange Etappe von fast acht Stunden netto Fahrtzeit und 125 Kilometern. In einem Restaurant mit freundlichen Einheimischen essen wir lecker zu Abend. Wie so oft in den letzten Tagen in Ostthailand, die wir sehr genossen haben. Denn am nächsten Tag geht es schon wieder in das nächste, nämlich fünfzehnte Land unserer Reise: Kambodscha.
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Isan, Thailand: Kurze Verschnaufpause |
Isan, Thailand: Pause an einem der modernen seven eleven Läden |
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Isan, Thailand: Affen turnen auf unserem Tandem Hase Pino rum |
Isan, Thailand: Wir dürfen neben einer Polizeistation campen |
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Isan, Thailand: Beim Affen füttern |
Isan, Thailand: Elephantendorf Ban Ta Klang |
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Isan, Thailand: Buddhastatuen im Park in Nong Kai |
Isan, Thailand: Fleischspiesse am Markt |
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Isan, Thailand: Was macht die Kuh neben der Strasse? |
Isan, Thailand: Einladung bei einer Polizeistation |
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