Bericht 06: Rumänien - Gastfreundschaft

  • Print

Rumänien - Gastfreundschaft

Feldarbeit Rumaenien
Je mehr wir Alba Lulia Richtung der Karpaten verlassen, desto bergiger wird die Landschaft, was sich auch in unseren Waden bemerkbar macht. Selbst unser Mitradler Raffael, der gern pro Tag schon mal 170km radelt, lehnt einen Nachmittag gegen 15:00 Uhr unseren Schlafplatzvorschlag nicht ab...

 

 


29. Mai - 7. Juni: Rumänien

    29. Mai: Alba Julia - Rosia de Secas 41,9 km
    30. Mai: Rosia de Secas - Sibiu 55,3 km
    31. Mai: Sibiu - Arvig 35,3 km
    1. Juni: Arvig - Recea 60,4 km
    2. Juni: Recea - Rasnov 64,2 km
    3. Juni: Rasnov - Moroeni 62,1 km
    4. Juni: Moroeni - Racovita 58,1 km
    5. Juni: Racovita - Bukarest 68,0 km
    6. Juni: Tandem reparieren in Bukarest - 0 km ;-)
    7. Juni: Ruhetag + Erledigungen

Unser Freund Martin durfte in Alba Lulia die Gastfreundschaft einer rumänischen Psychologin geniessen, welche ihm viele interessante Details über Rumänien erzählte. So liegt das Durchschnittseinkommen im Land bei ca. 280 Euro, während ein kleine 3-Zimmerwohnung ungefähr 150 Euro kostet. Bei Arbeitslosigkeit greift eine Arbeitslosenversicherung für ein Jahr, danach fällt jegliche Versicherung weg. Eine Krankenversicherung allein gewähreleistet nicht optimale Versorgung im Krankenhaus- in unseren Augen "normal" und zügig behandelt wird wohl nur jener, wer dem Arzt oder der Schwester ab und an zum Beispiel Geld oder Kaffee zusteckt.

Am 31.05.2006 erreichten wir Sibiu, wo wir unglaublich herzlich von der französchen Politikstudentin Amandine aufgenommen wurden. Gegen 17:00 Uhr riefen wir sie an und schon eine halbe Stunde später war sie am verabredeten Treffpunkt. Ab da erreichte für uns Gastfreundschaft eine neue Dimension, denn obwohl sie supergrossen Prüfungsstress hatte und wenige Tage später Richtung Moldawien aufbrechen würde, kümmerte sie sich rührend um uns, kaufte sogar noch extra ein und zauberte fantastische Mahlzeiten.

No roc ( heisst auf ruamenisch "prost")
Balea Lac, ein Ort auf dem höchsten Pass der Karpaten ist unser Ziel in den folgenden Tagen und kurz vor geplanten Aufstieg verabschieden wir uns von Raffael, der sich das Donaudelta ansehen will. Bis dahin geht alles gut, früh am Morgen sind wir schon im letzten Dorf vor dem Pass. Unser Aufstieg wird einzig und allein von der Tatsache vereitelt, dass auf der Passstrasse ungefähr 1 Meter Schnee liegt und jener sowieso nur zwei Monate im Jahr befahrbar ist. Schade, denn dieser Pass war für uns die erste grössere Herausforderung, aber bis Bukarest ergeben sich noch einige kleinere Pässe von bis zu 1150 Meter, die wir tatsächlich aus eigener Kraft erklommen haben!

Die weiteren Tage bis Bukarest war es oft regnerisch und unsere Tage wurden sprichwörtlich von der rumänischen Gastfreundschaft versüsst. Einen Nachmittag bekamen wir eine Einladung zum Kaffee und für unseren Freund Martin wurde mal eben am Schleifstein ein Schraubenzieher bearbeitet, den er für eine Spezialschraube am Kocher benötigte. Kleiner Wermutstropfen war nur unser erster grösserer technischer Defekt am Fahrrad, der zum Glück erst in der relativen flachen Wallachei 70km vor Bukarest auftrat.

Bukarest
Momentan befinden wir uns noch in Bukarest und sind zu Gast bei dem 25jährigen Adrian ud seiner Familie. Bukarest selbst ist in der Innenstadt supermodern, architektonisch eher nicht so spannend und recht schmutzig. Die Stadt entpuppt sich als starker Gegensatz zum Landleben, wo Pferde, Kühe oder sonstiges Getier auf den Strassen rumläuft und Felder meistens noch mühsam per Hand bearbeitet werden. Hier vermischt sich alt mit neu, neben der Einkaufsmeile zum Beispiel verkaufte eine alte Frau mit Kopftuch gehäkelte Bikinoberteile und im Vanillacaffee hockt ein orthodoxer Priester vor seinem Espresso. Wir haben das Gefühl, das die Kluft zwischen arm und reich recht gross ist, und Rumänien von der schönen neuen Konsumwelt regelrecht überrollt wird.
 
Weiterreise
Morgen verlassen wir dann unseren super netten Gastgeber Adrian und seine Familie die uns hier völlig zuvorkommend aufgenommen haben und werden dann weiter in Richtung Schwarzmeerküste fahren, entlang der es dann "runter" durch Bulgarien nach Istanbul geht.

Wir halten euch auf dem laufenden... Und hoffen auf "Drum bun"!

<== zurück zu Bericht 05 "Rumänien - Klischees nein Danke!"weiter mit Bericht 07 - "Rumänien - auf zum Schwarzen Meer" ==>
 
 
 
Übersicht - Alle unsere Fotoberichte 01 - 73
deutschland oesterreich slowakei ungarn rumaenien bulgarien tuerkei iran pakistan indien nepal china tibet hongkong laos thailand kambodscha birma malaysia indonesien singapur australien