Bericht 45: Einmal Lhasa - Hong Kong und zurück

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kleine Statistik: 28.12. - 23.01.08 (Lhasa - Hong Kong)

Gefahrene Kilometer: 5200 km (pro Strecke), per Zug
Grund: ein neues Visum zu besorgen
Unangenehmste Sache: Besuch beim Zahnarzt
Angenehmste Sache: Auf Insel Lamma auf der Dachterasse in der Sonne im T-Shirt sitzen mit einem kalten Bier in der Hand (nachdem wir die drei Monate davor bei über 25 Grad Minus gezeltet hatten...)

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Hongkong - Skyline über dem Hong Kong Park Hongkong - Skyline, Wolkenkratzer bei Nacht
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Hongkong - Fischerdorf Tai O - das Venedig Hong Kongs Hongkong - kaltes Bier auf der Dachterasse auf Lamma Island

Per Zug Lhasa - Hong Kong und zurück: 28.12.-23.01.08

Uns bleibt nach unserer Ankunft in Lhasa fürs erste nur wenig Zeit, die Stadt zu erkunden, denn schon am 27. Dezember 2007 düsen wir in nur 58 Stunden die 5000 Kilometer nach Hongkong. Im relativ komfortablen Sechserabteil geht die Zeit schnell vorbei mit schlafen, lesen und essen. Jedes Mal gegen 17 Uhr nachmittags erwacht der Zug aus seinem Dornröschenschlaf und rege Geschäftigkeit greift um sich: Zugangestellte schieben Wagen mit fertigen Speisen oder Knabbereien durch die Gänge und alle Passagiere pilgern zum Heißwasserautomaten, um ihre Fertignudeln aufzubrühen. Danach ertönt wohliges Schmatzen und Schlürfen im ganzen Zug, es gibt Abendbrot.

Am 29. Dezember erreichen wir Hongkong und wir haben damit in ca. 3 Tagen eine Strecke überwunden, für die wir sonst ein halbes Jahr mit dem Tandem brauchen! Dass das mal keinen Jetlag gibt. Wir stellen uns auf eine anstrengende Zeit in Hongkong ein, da wir bisher Großstädte meist als puren Stress erlebten, und Hongkong ist riesig! Doch wir bleiben diesmal verschont und werden des öfteren angenehm von der Stadt überrascht. Nach Indien und Pakistan erscheint uns mittlerweile fast jede Stadt sauber und geordnet, doch Hongkong übertrifft alles. Die Stadt ist extrem sauber, geradezu klinisch rein. Überall sind Verbotschilder aufgestellt, die bei spucken, rauchen und Müll rumwerfen mit saftigen Strafen drohen. Wie wir erfahren, wird wohl bsonders seit dem Ausbruch von SARS und Vogelgrippe verstärkt auf Sauberkeit und Hygiene geachtet. Auch das Metronetz ist perfekt organisiert, denn sobald man eine Bahn verpasst, kommt in wenigen Minuten auch schon die nächste und bringt einen in rauschender Geschwindigkeit an den gewünschten Ort. Überhaupt lassen sich Busse und Bahnen völlig unkompliziert mit der aufladbaren Octopusskarte bezahlen. So können auch wir völlig unkompliziert über Tsim Tsa Tsui und Mongkok nach Wanchai zu unserem ersten Hospitalityclubgastgeber Marcel fahren, der uns um zehn Uhr abends von der Metrostation abholt.

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Hongkong - Wir können uns nach 3000km durch die westtibetanische Hochebene in Hong Kong nicht mehr bremsen und schlagen zu! Hongkong - Gastfreundschaft
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Hongkong - Wandern auf Lamma Island mit Aussicht auf Hong Kong Island Hongkong - Statuen beim Tien Tan Buddha

Den Horizont erweitern

Obwohl in Hongkong etwa 1500 Mitglieder im Hospitalityclub registriert sind, war es gar nicht so einfach, einen Gastgeber zu finden. Die Mieten in Hongkong sind sehr hoch und die Wohnungen eher klein, so dass wir froh sind, dass uns Marcel in seiner Zweier-Wg für die erste Woche wohnen lässt, zu Mal er noch Besuch von seiner Mutter hat. Danke Marcel! Seitdem wir reisen, erfahren wir von vielen spannenden Lebensentwürfen und wir werden noch so einige Male inspiriert in Hongkong. So auch von unserem Gastgeber. Wir sind damals in Deutschland nämlich nicht auf die Idee gekommen, uns wie Marcel bei einer deutschen Firma für eine Ausbildung im Ausland zu bewerben. Je länger wir reisen, desto mehr Menschen lernen wir auch kennen, die selbstständig arbeiten, erfolgreich sind, Zeit haben und Spaß haben, an dem was sie tun. Wir lassen uns auch weiterhin inspirieren wie zum Beispiel von dem türkischen Millionär Ali, den wir damals in der Osttürkei getroffen hatten und der u.a. Busunternehmen in der ganzen Türkei besitzt. Angefangen hat er mit einer Pommesbude in Wien, hat versucht, so gute Arbeit wie möglich zu machen und seinen Laden erst vergrößert, als er gut lief. Es klingt banal und einfach, doch trotzdem haben wir das Gefühl, dass in Deutschland Selbstständigkeit oft mit Verschuldung Hand in Hand geht, wo es doch vielleicht auch anders geht. Wir lernen und staunen auch weiterhin und sammeln Ideen für die Zukunft.

Orgiastischer Genuss

Natürlich steht auch so einiges auf unserem Erledigungszettel mit Dingen, weswegen wir in Hongkong sind. Ein Zahnarztbesuch ist schon fast überfällig, wir brauchen neue Visa und erwarten mehrere Pakete, die wir in Hongkong zollfrei in Empfang nehmen können. Doch die dringendste Erledigung diktiert uns unser Bauch und dirigiert uns schnurstracks am ersten Tag in den riesigen Supermarkt "Taste", wo wir schnellstmöglich den Weihnachtsgutschein unserer Freunde Eleonore und Klaus einlösen, da Weihnachten ja schon längst vorbei ist! Und im Supermarkt gibt es dann fast kein Halten mehr. Denn in Hong Kong gibt es Dinge, die wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, geschweige denn gegessen haben. Und als wir dann das erste Mal seit einer Ewigkeit vor diesen riesigen Regalen mit Produkten aus aller Welt stehen, müssen wir uns bremsen, nicht zu viel Geld zu verschleudern. Doch als wir dann in Marcels Wohnung das erste Avocado-Tomaten-Pesto-Käse-Kräuter-Butter-Brötchen seit einer Ewigkeit verschlingen, ist der Genuss unvorstellbar, fast orgiastisch. Der Genuss von Dingen, die man lange Zeit entbehrt hatte, ist einfach nicht zu übertreffen.

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Hongkong - Wandern auf Lamma Island Hongkong - Mosaik in Kirche
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Hongkong - Fischerdorf Tai O Hongkong - komische Figuren in Vorgarten in Tai O

Hongkong, wie es leibt und lebt

Dass das Herz in Hongkong schneller schlägt, konnten wir mehrmals feststellen, nämlich immer dann, wenn wir hinter unseren Gastgebern schnaufend hinterherliefen, die eine viel schnellere Gangart als wir gewohnt waren. Nach einer Woche bei Marcel zogen wir für drei Tage zum Kantonesen Vincent, der mit uns einen Marathonlauf durch die Stadt machte und mit dem wir uns für einen Tag Räder ausliehen und die grüne Seite Hongkongs erkundeten, denn entgegen jeden Klischees ist 80 Prozent von Hongkong Natur pur. Wir genossen das milde Klima sehr, in dem sogar Bananenbäume und Papayas gedeihen und hatten schon nach wenigen Tagen keinen trockenen Husten mehr. Unser nächster Gastgeber Vivian beherbergte uns für eine Woche in der Zweitwohnung seiner Familie und fand trotz seiner straffen Arbeitszeit auch noch Zeit für uns und half uns mit Rat und Tat bei unseren Erledigungen. Danke Vivian!!

Vivian geht auch wie so viele Honkonger gerne einkaufen, der wahrscheinlich populärste Sport in Hongkong. Das Angebot ist riesig, scheinbar öffnet jede Woche eine neue Einkaufsmeile und es gibt wirklich tolle Sachen zu kaufen. Ganz Hongkong ist ein einziger Laufsteg, Anzug und Rock stehen hoch im Kurs, und obwohl wir unseren Sonntagsstaat trugen, kamen wir uns vor wie Landeier. Da unsere Packtaschen nun mal begrenzt sind, tobten wir uns eher in den Genusswarenabteilungen der Supermärkte aus oder verabredeten uns mit Vivian zum Essen. Als er sich einen Abend verspätete und Benny dringend auf die Toilette musste, erlebten wir den wohl größten Kulturschock. So fehl am Platz haben wir uns noch nie gefühlt, wie auf der Toilette der ARMANI-Bar! Es war schon ein komisches Gefühl, neben den ganzen Schlipsträgern im Maßanzug und Feierabendcocktail in der Hand auf Benny zu warten, da wird doch das Klassenbewusstsein ganz neu geschärft.

Unbeschreiblich schöne Tage mit Michael

Eine wunderschöne Zeit in Hongkong hatten wir allerdings mit "Michael" (Name geändert). Auf der Suche nach einem Kontakt in Hongkong sind wir schon vor Monaten über sein Foto gestolpert und nahmen per Internet ersten scheuen Kontakt auf. Unser Problem ist nämlich immer, eine vertrauenswürdige Adresse zu finden, an die wir uns Sachen schicken lassen können. Denn mit der Adresse "Mandy und Benny - Tandem - Tibet - China" scheinen die Postboten Probleme zu haben. Michael erklärte sich freundlicherweise bereit, uns dabei zu helfen. Und nicht nur das, schon vor unserer Ankunft versuchte er, einen Platz für uns in Hong Kong zum Übernachten zu finden. Michael wollte uns fast schon bei sich zu Hause aufnehmen. Aber als er mit seiner Frau aus dem Badurlaub zwischen Weihnachten und Neujahr zurückkam, hatte er zunächst noch seine Eltern für 2 Wochen zu Besuch. Doch gegen Ende unseres Aufenthalts in Hong Kong lud er uns dann doch tatsächlich ein, für eine Woche bei ihm zu wohnen. Er wohnt auf einer kleineren Insel, die man nur per Fähre erreichen kann. Dort verbrachten wir viele Abende, an denen wir meistens noch bis spät in die Nacht schwatzten und viele Reisegeschichten austauschten. Zum Krönenden Abschluss hatten wir nochmal einen Tag wunderbarsten Sonnenschein, konnten auf der kleinen Insel im T-Shirt wandern gehen, und holten uns sogar nochmal einen Sonnenbrand!

hongkong 013 je 2x drei tage im direktzug 5000km von lhasa hongkong lhasahongkong 014 wirklich alles ist hier verboten
Hongkong - Lhasa - Hongkong - Lhasa 2x 3 Tage 5200km per Zug Hongkong - hier ist wirklich alles  verboten
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Hongkong - Skyline, Wolkenkratzer, am Hafen Hongkong - Sonnenuntergang

Zurück in die heilige Stadt

Als Fazit können wir sagen, dass uns Hong Kong sehr gut gefallen hat. Wir konnten alle angenehmen wie unangenehmen Dinge erledigen, die wir in Hong Kong zu tun hatten, wie z.B. zum Zahnarzt gehen, ein neues Visum für China besorgen, oder einige Pakete von Freunden und Verwandten in Empfang nehmen.

EIN RIESIGER DANK GEHT DAHER AUCH AN DIESER STELLE AN UNSERE FAMILIEN, FREUNDE UND SPONSOREN, DIE UNS LIEBE PAKETE ZUGESCHICKT HABEN. EBENSO VIELEN VIELEN DANK AN MICHAEL (Name von Redaktion geändert), DER UNS SO TOLL GEHOLFEN HATTE! IHR SEID TOLL!!!

Doch irgendwann ist eben immer einmal die Zeit des Abschieds gekommen. Unser Zug nach Lhasa sollte Montags um 13:00 abfahren von Guangzhou, ehemals Kanton, und quasi "gegenüber" von Hong Kong auf chinesischer Seite. Da es uns mit der Zugfahrt von Hong Kong nach Guangzhou und den Zollformalitäten zu knapp erschien, am selben Montagmorgen zu fahren, fuhren wir schon am Sonntag aus Hong Kong los, denn mit unserem riesigen Rahmen hatten wir Bedenken gehabt, dass alles reibungslos klappt. Gut dass wir so früh gefahren waren, denn als wir am Bahnhof in Hong Kong standen, fiel uns auf, dass wir nur 2 anstatt wie auf der Hinreise 3 Fahrradtaschen dabei hatten. So hatten wir also noch genug Zeit, die fehlende Tasche abzuholen, und trotzdem noch in Ruhe am Abend nach Guangzhou zu kommen, wo wir also vorerst die letzte Nacht unter südchinesischem Sternenhimmel schlafen sollten.

Die Beamten am Bahnhof in Guangzhou waren recht hilfsbereit, und sie geleiteten uns problemlos mit all unserem Gepäck durch die Menschenmenge zu unserem Zug, wo eine dreitägige Zugfahrt auf uns wartete. Die Zugstrecke nach Tibet ist zwar in der Tat eine phänomenale Konstruktion, für uns ist sie aber nur Mittel zum Zweck, um von Lhasa nach Hong Kong und zurück zu kommen. Unser Lieblingstransportmittel bleibt das Rad, in unserem Fall unser Tandem, das wir nun in Lhasa komplett neu zusammen bauen müssen - sprich, wir müssen alles vom alten an den neuen Rahmen schrauben, was in unserem Fall sehr viel ist. Ausserdem müssen wir uns wieder akklimatisieren an die trockene Höhenluft und nebenbei unsere Ausrüstung in Schuss bringen. Zu guter Letzt wollen wir uns auch noch einiges anschauen in und um Lhasa. Also werden wir noch einige Tage in der heiligen Stadt Lhasa bleiben, um hoffentlich danach mit neuem Schwung weiterzufahren. Viele liebe Grüsse an alle aus der heiligen Stadt Lhasa in Tibet!

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Hongkong - Feuerwerk an Silvester Hongkong - Radfahrer mit 100 blinkenden Lichtern im Darth Vader Stil
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Hongkong Hongkong - die Emma Maersk ist Anno 2008 eines der größten Containerschiffe der Erde
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Hongkong - Gewusel auf Hong Kong Island Hongkong - Fische werden getrocknet
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Hongkong - Verbotsschilder im Bus Hongkong - selbst der Hund hält sich an die Schilder
 
 
 
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