Bericht 12: Raus aus der Megametropole

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Raus aus Istanbul
Am 5. Juli fuhren wir weiter. Da wir alles, was wir mit dem Rad fahren können auch per Tandem fahren wollen, nahmen wir keine Fähre über das Marmarameer. An der Autobahnbrücke über den Bosporus stoppte uns die Polizei nicht, so dass wir nun sagen können: Wir sind per Tandem nach Asien gefahren!

 

05. Juli - 13. Juli: Istanbul - Izmir

    05. Juli: Istanbul - Gebze 74,4 km
    06. Juli: Gebze - Karamürsel 87,7 km
    07. Juli: Karamürsel - Kursunlu 78,9 km
    08. Juli: Kursunlu - Karacabey 95,4 km
    09. Juli: Karacabey - Omerköy 58,1 km
    10. Juli: Omerköy - Inesir 108 km
    11. Juli: Inesir - Bergama 47,5 km
    12. Juli: Bergama - Izmir 112 km
    13. Juli: Izmir 0 km

Aber die weitere Etappe war alles andere als schön: Verkehr, Verkehr und noch mehr Verkehr paarte sich mit noch häßlicheren stinkenden Industrieanlagen.

Doch hatte das Schicksal sich da für uns eine Belohnung für diese Ätzetappe ausgedacht? Wir fragten Abends bei der Polizei in Gebze nach einer Zeltmöglichkeit. Spontan wurden wir von der nebenan wohnenden Familie eingeladen, bei Ihnen im Haus zu schlafen und mit Ihnen im Restaurant des Cousins zu essen! Wir waren schier überwältigt von dieser Gastfreundschaft!

Nachdem wir die stinkenden Industrieanlagen hinter uns gelassen haben, atmen wir im wahrsten Sinne des Wortes auf. Die Industrie hinterlässt am Marmarameer deutliche Spuren- bei Windstille stinkt es zum Himmel. Auch die oft schöne landschaftliche Umgebung leidet unter all dem Plastikmüll, der hier leider fast übarall rumliegt. Ungetrübt davon erleben wir auch wie bisher eine großartige Gastfreundschaft. Ständig werden wir zum Tee, Essen oder zu Übernachtungen eingeladen und schon zweimal wurden uns Baseballkäppies geschenkt.

Die "Bendys" im Glück
Doch leider gab es auch erste unangenehme Erfahrungen. Am 09.07.06 wollten wir in eine grössere Stadt fahren um Fussball (Deutschland-Portugal) zu sehen. Ein Jugendlicher mit schokoladeneisverschmiertem Mund winkt uns erst aufdringlich von der Seite aus zu, zeigt uns einen offensichtlich gefälschten Polizeiausweis und verlangt dann Geld. Wir nehmen ihn nicht ernst und fahren weiter, doch er verfolgt uns penetrant durch die ganze Stadt, so dass wir genervt und mit einem mulmigen Gefühl die Stadt direkt wieder verlassen und ungeplant noch ein paar Kilomter kurbeln. Vor dem schmächtigen Jungen haben wir zwar keine Angst, doch wir wollen nicht, dass er uns beim Zeltaufbau sieht und uns dann möglicherweise noch mit seinen Kumpels belästigt. Kurz vor der Stadt hatten wir uns ein Internetcafe, Zeltplatz und TV für den Abend gewünscht und unglaublich aber wahr- unser Wunsch geht an dem Abend tatsächlich noch in Erfüllung. Wir übernachten auf dem Gelände eines Saatgutbetriebes, werden auf einen Kaffee eingeladen, können im Internet surfen und der nette Nachtwächter bringt sogar noch einen tragbaren Fernseher vorbei, vor dem ein freudestrahlender Benny Fussball schaut. Morgens gibts noch eine Einladung zum Frühstück, eine Fahrt auf dem Mähdrescher und Pfirsiche für unterwegs. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und verlieben uns noch mehr in die Türkei.

Tolle Türkei - doch auch hier gibt es 2 Welten
Die darauffolgende Nacht ist schrecklich: Nachdem wir uns gestritten haben, fragen wir an einer Tankstelle nach einer Campingmöglichkeit. Wir sind erfreut, dass wir sichtgeschützt auf der Rückseite der Tankstelle schlafen dürfen, doch ein Generator, der 10 Meter von unserem Zelt entfernt steht und der bestimmt 5 Mal in der Nacht für eine halbe Stunde am Stück ununterbrochen läuft, beschert uns eine der bisher grässlichsten Nächte unserer Reise.

  Am nächsten Tag geht es dann ab von der Hauptstrasse auf eine kleine Nebenstrecke über die ersten höheren Hügel. Als wir Abends nach langer Zeit keinen geeigneten Zeltplatz erblicken, fragen wir bei Bauern nach, ob wir neben ihrer Hütte unser Zelt aufstellen können. Doch dort macht uns die alte Bauernfrau mit ihrem Stock unmissverständlich klar, dass wir hier nicht willkommen sind. In der Dämmerung fahren wir weiter, und endlich haben wir die Passhöhe von 600 Höhenmetern erreicht. Im nächsten Dorf werden wir dann fündig: Wir dürfen in der Moschee schlafen! Überglücklich und ziemlich fertig laden wir die Taschen ab, während das ganze Dorf um uns heum zu stehen scheint. Das ganze Dorf? Nein! Denn einige, die den Moment unserer Ankunft verpasst zu haben scheinen kommen nachher noch zur Tür oder dem Fenster von unserem heutigen Schlafzimmer in der Moschee, um sich selbst zu überzeugen, was für komische Gestalten denn an diesem Abend im Dorf gelandet sind. Wieder werden wir fast ein wenig beschämt von der türkischen Gastfreundschaft: Der junge Imam bringt uns noch Wassermelone und Käse vorbei, und erst als wir ihm zeigen dass wir noch einen ganzen Laib Brot dabei haben können wir ihn überzeugen uns nicht noch mehr zu essen zu bringen.

Des weiteren sehen wir uns noch das antike Pergamon an und gönnen uns Abends einen netten Campingplatz, bevor wir am nächsten Tag nach Izmir zu fliegen scheinen. Zu Beginn haben wir einen Wahnsinnsschnitt von über 30 km/h und schaffen die restlichen 100 Kilometer in 4,5 Stunden, um Abends wieder freundlich von unserem Gastgeber aus dem Hospitalityclub aufgenommen zu werden.

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